Die fortschreitende Digitalisierung verlangt immer stärker nach einer barrierefreien Gestaltung von Websites, um den Zugang für alle Nutzergruppen zu gewährleisten. Web-Barrierefreiheit ist heute nicht nur moralisch geboten, sondern auch durch Gesetze – insbesondere in der EU – verbindlich geregelt. Die EU-Richtlinie 2016/2102 fordert, dass öffentliche Einrichtungen ihre Websites und Apps barrierefrei gestalten. Aber was bedeutet Barrierefreiheit genau, und wie können Unternehmen diese Standards umsetzen?
Was ist Barrierefreiheit im Web?
Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von körperlichen Einschränkungen – ungehinderten Zugang zu Websites und Online-Inhalten haben. Das umfasst:
- Visuelle Barrieren: Unterstützung für Menschen mit Sehbehinderungen, z. B. durch Screenreader, Alternativtexte und kontrastreiche Farben.
- Motorische Barrieren: Tastaturbedienung für Nutzer, die keine Maus verwenden können.
- Auditive Barrieren: Bereitstellung von Untertiteln und Transkriptionen für Videos und Audios.
- Kognitive Barrieren: Klare und einfache Sprache sowie eine intuitive Navigation.
EU-Richtlinie zur Web-Barrierefreiheit: Anforderungen im Überblick
Laut der EU-Richtlinie 2016/2102 müssen öffentliche Websites und Apps barrierefrei sein. Diese Regelung betrifft alle Ebenen öffentlicher Einrichtungen und fordert die Umsetzung von vier Prinzipien:
- Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen für alle Sinne zugänglich sein.
- Bedienbarkeit: Die Website muss leicht navigierbar und bedienbar sein.
- Verständlichkeit: Inhalte und Benutzeroberflächen sollen verständlich sein.
- Robustheit: Die Website muss zuverlässig und mit allen Hilfstechnologien kompatibel sein.
So setzen Sie Barrierefreiheit auf Ihrer Website um
Eine barrierefreie Website zu erstellen, erfordert Planung und kontinuierliche Anpassung. Hier sind die wichtigsten Schritte:
- Bestandsaufnahme und Analyse: Überprüfen Sie Ihre Website auf Barrieren. Tools wie das WAVE Web Accessibility Evaluation Tool oder der Google Accessibility Checker helfen dabei.
- Planung und Strategie: Entwickeln Sie einen Aktionsplan, priorisieren Sie Aufgaben und setzen Sie klare Zeitrahmen.
- Umsetzung und Testen: Integrieren Sie barrierefreie Designprinzipien und testen Sie regelmäßig – idealerweise mit Nutzern mit Behinderungen.
- Schulung und Sensibilisierung: Schulen Sie Ihr Team und schaffen Sie Bewusstsein für die Bedeutung der Barrierefreiheit.
- Wartung und Updates: Aktualisieren Sie Ihre Website regelmäßig und passen Sie sie an neue Standards an.
Vorteile einer barrierefreien Website
Eine barrierefreie Website bietet viele Vorteile:
- Erweiterte Reichweite: Die Website erreicht mehr Menschen, z. B. die 80 Millionen EU-Bürger mit Behinderungen.
- Verbesserte Nutzererfahrung: Eine barrierefreie Website ist für alle nutzerfreundlicher.
- SEO-Vorteile: Barrierefreie Websites sind besser strukturiert und ranken höher in Suchmaschinen.
- Rechtliche Konformität: Vermeidung rechtlicher Konsequenzen und Strafen bei Nicht-Einhaltung.
- Stärkung der Marke: Soziale Verantwortung und Engagement für Inklusion zeigen und Vertrauen aufbauen.
Erfolgsbeispiel: Stadt München
Ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung der Barrierefreiheit bietet die Website der Stadt München. Durch eine gründliche Überprüfung und Anpassung der Inhalte an die EU-Richtlinie konnte die Stadt ihre digitale Zugänglichkeit verbessern, was zu einer stärkeren Nutzung und positiven Resonanz bei den Bürgern führte.
Fazit: Chancen und Pflichten der Barrierefreiheit
Barrierefreiheit ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine Gelegenheit, die Reichweite und Benutzerfreundlichkeit Ihrer Website zu steigern. Durch die Umsetzung der EU-Richtlinie 2016/2102 gewinnen Sie nicht nur mehr Nutzer, sondern stärken Ihre Marke und verbessern das Nutzererlebnis für alle.